Regeln im Rollstuhlbasketball
Grundsätzlich sind die Unterschiede zum „normalen“ Basketball nicht sehr groß. Die Frage, die die meisten Leute, die zum ersten Mal von Rollstuhlbasketball hören, stellen, ist mit „Nein“ zu beantworten: Die Körbe im Rollstuhlbasketball haben die gleiche Höhe wie jene in der österreichischen Basketballbundesliga oder in der NBA – 3,05 m. Dadurch, dass ein Rollstuhlfahrer im Sitzen niemals die gleiche Größe erreicht wie ein gehender Basketballspieler, muss man vom Rollstuhl aus zwar mehr Kraft beim Wurf anwenden, es gibt aber trotzdem Rollstuhlbasketballspieler, die eine sehr hohe Trefferquote von außen erreichen; hierfür ist natürlich ein ein wenig härteres Wurftraining notwendig als im „normalen“ Basketball. Auch die Entfernung der Dreipunktelinie vom Korb ist dieselbe.
Einer der zwei wesentlichen Unterschiede besteht im Dribbeln des Balles. Im Rollstuhlbasketball ist es einem Spieler erlaubt, zweimal seine Treibreifen so zu berühren, dass er seine Richtung ändert, bevor er einmal mit dem Ball dribbeln muss. Er darf dies aber beliebig oft wiederholen, solange er nach zweimaligem Antauchen wieder mindestens einmal mit dem Ball dribbelt. Die Regel des Doppel-Dribblings gibt es also in unserem Sport nicht.
Auch im Rollstuhlbasketball werden die selben Regeländerungen wie im „normalen“ Basketball angewandt, d. h. ein Spiel besteht jetzt aus vier Vierteln zu je zehn Minuten, nach 24 Sekunden muss ein Wurf, der den Korbring berührt erfolgen, nach acht Sekunden muss der Ball über der Mittellinie sein. Ab dem 4. Mannschaftsfoul pro Viertel gibt es nach jedem Foul zwei Freiwürfe.
Nach wie vor gilt die Regel, dass ein Spieler nach dem fünften Foul vom Feld muss. Die Foulregeln sind jenen im Nichtversehrtensport sehr ähnlich.
Der wohl größte Regelunterschied liegt in der sog. Punkteregel.
Die Punkteregel (Klassifizierung der Spieler/innen)
Sinn der sog. Punkteregel ist es, dass möglichst viele Spieler unterschiedlichsten Behinderungsgrades in der selben Mannschaft spielen können. Im Gegensatz zum Schwimmsport oder zur Leichtathletik gibt es im Basketball die Möglichkeit, dass Spieler verschiedener Klassifizierungsklassen ohne Nachteile eines einzelnen zusammen spielen können. Jeder Spieler, egal ob beinamputiert, querschnittgelähmt oder nicht behindert, erhält eine bestimmte Punktezahl. Spieler ohne Behinderungen dürfen an internationalen Bewerben nicht teilnehmen und erhalten die höchste Punkteanzahl von 4,5. Spieler mit Unterschenkelamputationen erhalten in den meisten Fällen ebenfalls 4,5 Punkte, solche mit Oberschenkelamputationen und leichten Gehbehinderungen ca. 4,0 Punkte, Spieler, die nur schwer oder gar nicht gehen können, aber ihre Oberschenkel nach außen drücken können (Diese Muskelfunktion ist vor allem wegen der Möglichkeit, sich so besser im Rollstuhl stabilisieren zu können, von großer Wichtigkeit für die Punkteeinteilung), erhalten je nach Schwere ihrer Einschränkung 3,5 oder 3,0 Punkte. Alle Spieler, die ihre Oberschenkel nicht nach außen drücken können, erhalten je nach der Stärke ihrer Bauchmuskeln 1,0 bis 2,5 Punkte. Ein Spieler mit 1,0 Punkten hat kaum die Fähigkeit, seine Bauchmuskeln anzuspannen. Die fünf Spieler, die zur selben Zeit auf dem Spielfeld stehen und spielen, dürfen zusammen nicht mehr als 14,5 Punkte haben. International wurde die Punktegrenze sogar mit 14,0 Punkten festgesetzt. In Österreich gibt es außerdem die Regel, dass Spieler unter 21 Jahren einen Punkt weniger erhalten.
Interessante Details zur Klassifizierung gibt es auch bei WIKIPEDIA!
Internationale Bewerbe
Die internationalen Bewerbe im Rollstuhlbasketball sind ähnlich wie im europäischen Fußball, die Meister spielen im sog. Masters-Cup den Titel für den besten Club Europas aus, die Vizemeister spielen im sog. Andre-Vergauwen-Cup um den Titel. Weiters gibt es auch für die schlechter platzierten Mannschaften die Möglichkeit, am sog. Willi-Brinkmann-Cup teilzunehmen.
Sportgeräte
Im Rollstuhlbasketball werden starre Rollstühle benützt, die im Vergleich zu den im Alltag verwendeten Faltrollstühlen stabiler sind. Durch schräg gestellte Räder sind Sportrollstühle sehr wendig und auch die seitliche Kippgefahr wird dadurch vermindert. Im Fußbereich sind sie mit einem Bügel versehen, der das Einhaken in andere Rollstühle verhindert und dadurch auch die Verletzungsgefahr verringert. Um das Kippen nach rückwärts zu vermeiden, ist an den Sportrollstühlen hinten ein Stützrad montiert, an manchen Modellen wie dem unten abgebildeten MEYRA-Stuhl auch zwei. Die Speichen sind mit einem Speichenschutz versehen, der es zum einen verhindert, dass man sich an den Händen/Fingern verletzt und zum anderen wiederum auch das Einhaken in andere Rollstühle minimiert.
- Sportrollstühle: oben MEYRA, unten SOPUR